veröffentlicht am 26. September 2014 | von Wolfgang Veit
Wien wächst wieder.
Wachstumsphasen einer Stadt sind nicht nur Phasen der Stadterweiterung sondern in solchen Phasen ändert auch die bestehende Stadt ihr Gesicht. In der Gründerzeit ist Wien nicht nur auf das 4-fache seiner Größe angewachsen, es wurde auch ¾ des damligen Hausbestandes abgerissenund neu errichtet. Neu heißt in solchen Fällen immer größer, mit höherer Nutzfläche und Kubatur – Kubaturschinderei hat es Prof. Lötsch in seinem Referat vor dem Rathaus genannt. Auch heute werden die letzten kleinen Häuser abgerissen und durch größere ersetzt und größere durch Hochhäuser. Dass dabei Nachbarn die Aussicht, Licht und Sonne genommen wird, müssen diese entschädigungslos hinnehmen. Allen BewohnerInnen unserer Stat wird ihr gewohntes Stadtbild, werden Identifikations- und Orientierungspunkte ihrer Heimat genommen oder verstellt.
37 Initiativen, die sich um die Erhaltung des historischen Erbes Wiens sogen, haben gestern ein kräftiges Lebenszeichen gegeben. Nach unserer Zählung haben sich etwa 900 Personen an der Demonstration beteiligt (polizeiliche Zählung 450). Als der Zug beim Rathaus ankam, waren die letzten TeilnehmerInnen noch vor dem Parlament.
Denkmalschutz ist sowohl ein kommunales, als auch ein bundespolitisches Anligen. Bedauerlich war die Ignoranz der PolitikerInnen: Parlamentspräsidetin Bures hatte zugesagt die Forderungen der DemontrantInnen entgegen zu nehmen, hatte aber kurzfristig abgesagt, ohne eine Vertretung zu beauftragen. Beim Rathaus fand es – trotz ständiger Beteuerungen der BürgerInnennähe – kein/e PolitkerIn der Mühe wert die Anliegen der 900 Personen von 37 Initiativen symbolisch zur Kenntnis zu nehmen. So blieb den TeilnehmerInnen nichts Anderes übrig, als nach altem Vorbild die Thesen in schriftlicher Form an die Rathaustür zu nageln:
„Für die Erhaltung des Wiener Kulturerbes – Stoppt die Zerstörung!
Wir nehmen nicht mehr hin:
– die rasant fortlaufenden Zerstörungen historischer Bauten in Wien, auch innerhalb von Schutzzonen (z.B. Hopfhaus, Karmeliterviertel, Donaukanal…)
– Zerstörung von Kulturlandschaften sowohl in den Weinbergen als auch in historischen Gartenanlagen wie beispielsweise im denkmalgeschützten Augarten
– die drohende Stadtbildzerstörung durch Hochhäuser in historischen Bausensembles, insbesondere aktuell die Hochhausplanung innerhalb der Kernzone des Weltkulturerbes Wien im Bereich Eislaufverein, Hotel Intercontinental und die damit verbundene Gefahr des Verlusts des UNESCO-Weltkulturerbeprädikats.
– die Dachaufbauten, die immer mehr das Stadtbild beeinträchtigen.“
– die geplante Verbauung im Ostteil des Otto-Wagner-Spitals Steinhof,
daher:
- Erweiterung und bessere Schutz für Schutzzonen,
- mehr Geld für Altstadterhaltung und Denkmalschutz,
- Widmung für Kulturlandschaften wie Heurigenorte samt Weinbergen,
- Keine Hochhäuser in historischen Ensembles,
- bei rechtswidrigem Abriss oder rechtswidrigem Umbau drakonische Strafen bis zu zwangsweisen Wiederaufbau,
- Förderung statt Verzögerung von UNESCO-Weltkulturerbestätten.
One Response to Wien wächst wieder.