veröffentlicht am 15. Juli 2016 | von Wolfgang Veit
Steinhof: Bäume sind entscheidend
70 Hektar Parklandschaft mit 60 Gebäuden sind durch die vom Bürgermeister veranlasste Neuplanung im öffentlichen Eigentum verblieben und bieten die Chance diesen Stadtteil für gesellschaftlich notwendige Aufgaben zu nutzen.
Obwohl die unter Denkmalschutz stehende Anlage fertig bebaut ist, ist die Umnutzung eine städtebauliche und planerische Großaufgabe: Eine Fläche, so groß wie der 8.Bezirk, soll neue Funktionen erhalten. Diese Aufgabe wurde bisher nicht in Angriff genommen. Trotzdem will GESIBA Fakten setzen und bauen.
Die Stadt ließe sich damit ihre Planungshoheit, ihre stadtplanerische Aufgabe von einer Wohnbaugesellschaft aus der Hand nehmen. Eine Wohnbaugesellschaft hat Wohnungen zu bauen. Das Gebiet ist aber zu groß, zu weitläufig, um nur eindimensional diesem Zweck zu dienen. Das Areal ist auch e i n e Einheit, von der nicht beliebig Teile wie von einer Wurststange abgeschnitten werden können.
Der oberste Grundsatz der Empfehlungen des Expertengremiums lautet: „Der Osten darf nur im räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit der Gesamtanlage betrachtet werden“.
Und weiter:
Für das Gesamtareal sollen in Abhängigkeit der Absiedlungspläne Nachnutzungsszenarien entwickelt und kontinuierlich umgesetzt werden.
Diese Pläne gibt es nicht. Konzeptlos werden Therapieeinrichtungen wie z.B. die Forensik geschlossen. Da hilft der unter Getöse angekündigte Grätzelpolizist nichts, wenn geistig abnorme Rechtsbrecher in Zukunft unbehandelt bleiben.
Zwischen die orthopädische Rehabilitation, die neurologische Rehabilitation, die Reittherapie und die Gärtnerei will GESIBA Wohnungen bauen. Einfach auf freien Flecken dazwischen ohne Konzept für die Interaktion mit der Umgebung, ohne Konzept für Nahversorgung und Verkehr. Die Stadtplanung scheint vor einer Wohnbaugesellschaft zu kuschen.
Allein für die ersten 40 Wohnungen will GESIBA in diesem Therapieareal unmittelbar neben der neu errichteten Neurologischen Rehabilitation 60 bis 70 Bäume fällen. Als ob Betonbauten für Nervenkranke heilsamer wären als Bäume.
Zu den Bäumen äußerte sich Bürgermeister Häupl im Gemeinderat:
„….da werden vor allem jene Flächen genutzt, die heute baumfrei, zum Teil auch bestandsfrei sind … Herr Gemeinderat, Sie können sich darauf verlassen, dass ein Ottakringer auf dieses ihm so vertraute Gebiet besonders aufpasst „
Ich denke, dass mein Bürgermeister ein ehrenwerter Mann ist. Ich denke nicht, dass er bewusst lügt; ich denke, er ist nur offenbar falsch informiert. Vom politische Gegner wird das vermutlich anders interpretiert.
Bauvorbereitung eines so umstrittenen Vorhabens garniert mit Falschaussagen des Bürgermeisters mitten in dem im Herbst anlaufenden Wahlkampf.
Ist das wirklich klug ?
Für wen leistet unser Bürgermeister da Wahlkampfhilfe ?
Ein sofortiger Stop aller Aktivitäten und eine Grundsatzdiskussion über die Zukunft dieses großen Stadtteils ist nicht nur nötig sondern auch ein Zeichen, dass die Stadt sich ihren Aufgaben stellt, die Zügel in der Hand hat und sich nicht von Einzelinteressen einen unwiederbringlichen Schatz zerstören lässt. Diese Vorgangsweise wäre über jede Kritik erhaben und das Thema somit aus dem Wahlkampf herausgehalten.
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